Wie setzte sich das Kaiserreich zusammen?
Das Kaiserreich war ein Bundesstaat der sich aus 25 heterogenen Einzelstaaten zusammensetzte, darunter vier Königreiche, sechs Großherzogtümer und drei Freie Städte. Die Staaten unterschieden sich erheblich in Größe und Bevölkerungszahl: Während im Fürstentum Schaumburg-Lippe im Jahr 1910 auf 340 Quadratkilometern rund 50.000 Menschen lebten, zählte das Königreich Preußen auf knapp 350.000 Quadratkilometern rund 40 Millionen Einwohner. Die Gesamtbevölkerung des Reiches wuchs zwischen 1871 und 1912 um mehr als die Hälfte.Politische Prägung, Industrialisierung und Urbanisierung
Das Kaiserreich war für Deutschland eine Phase relativen Friedens und politisch von einer starken Bedeutungszunahme der Sozialdemokratie geprägt, die bis zum Ende des Reiches zur stärksten politischen Kraft aufsteigen sollte. Während der Reichstag durch allgemeine, freie und gleiche Wahlen gewählt wurde, wurden die Reichskanzler durch den Kaiser ernannt. Der langjährige "Eiserne Kanzler" Otto von Bismarck prägte das Reich maßgeblich.Wirtschaftlich konnte das Reich sich schnell und nachhaltig entwickeln und das Volkseinkommen wuchs in den Jahren des Bestehens erheblich und weitgehend konstant, was sich positiv auf die Lebensverhältnisse aller Schichten auswirkte. Gleichzeitig führte die zunehmende Industrialisierung zu einer Verschiebung der Erwerbstätigenzahlen der einzelnen Wirtschaftssektoren sowie einer starken Urbanisierung mit einer Vielzahl sozialer Probleme.